Presseaussendung der TU Wien vom 29.01.2014
Lärm macht krank. Mit einer Handy-App, entwickelt von Sophisystems und der TU Wien, kann man nun erstmals abschätzen, ob durch den täglichen Lärm langfristig Gefahr besteht.
Lärm ist jedes Geräusch, das wir nicht hören wollen. Dazu gehört die Stereoanlage des Nachbarn ebenso wie Verkehrslärm oder ein Gespräch, an dem wir nicht teilhaben. Langfristig kann uns Lärm krank machen. Um Lärmgefahr zu erkennen, reichen keine Momentaufnahmen, es ist wichtig, den Lärmpegel über einen langen Zeitraum zu beobachten. Nun kann man von der Handy-App „Noise-O-Meter“, entwickelt von Sophisystems und der TU Wien, den Umgebungslärm mitverfolgen lassen und dadurch feststellen, ob man im Alltag gefährlich lärmbelastet ist.
Das Smartphone als Langzeit-Messgerät
Horst Eidenberger vom Institut für Softwaretechnik und interaktive Systeme der TU Wien beschäftigt sich mit interaktiven Medien – dazu gehört auch das Gebiet der Psychoakustik. Er ist selbst als Gutachter tätig und führt Lärmpegelmessungen durch. „Dazu benötigt man geeichte Instrumente, eine verlässliche, exakte Messung kann ein simples Handy natürlich nicht leisten“, sagt Eidenberger. Der Vorteil von Smartphones ist allerdings, dass man sie ständig dabei hat. Sie sind also perfekt geeignet, um über längere Zeiträume hinweg den Lärm-Verlauf zu beobachten.
Apps, die den momentanen Lärmpegel messen, gab es bereits – doch gerade die wichtige Funktion der Langzeit-Messung fehlte bisher. Diese Lücke konnte Horst Eidenberger gemeinsam mit Alexander Schatten, Geschäftsführer von Sophisystems, nun schließen. Die App „Noise-O-Meter“ misst den Lärmpegel permanent und schätzt nach psychoakustischen Berechnungen ab, ob die Umgebung gefährlich laut war. Dabei wird darauf geachtet, im Dauereinsatz möglichst wenig Akku-Leistung zu beanspruchen.
„Oft bemerkt man die Lärmbelastung gar nicht – zum Beispiel im Straßenverkehr, auf dem Weg zur Arbeit“, sagt Horst Eidenberger. Die App soll Bewusstsein schaffen und die User dazu bringen, gewisse schädliche Angewohnheiten zu überdenken.
Erstaunlich präzise Messungen
Auf zwölf verschiedenen Handy-Typen wurde die App getestet und mit Messungen kalibrierter Messgeräte verglichen. „Insgesamt sind die Abweichungen zwischen den Handy-Messungen und dem tatsächlichen Lärmpegel bei allen Handy-Modellen erstaunlich gering“, sagt Horst Eidenberger. Auch wenn das Handy also keine medizinisch verlässlichen Aussagen liefern kann: Für eine grobe Einschätzung, ob der eigene Alltag ausreichend ruhig oder gefährlich lärmbelastet ist, reichen handelsübliche Smartphones allemal. (Florian Aigner)
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