Kabelloser Daten-Turbo

Presseinformation (Forschung Kompakt) der Fraunhofer-Gesellschaft vom 01.10.2012

Digitalkameras und Camcorder liefern hoch aufgelöste Filmsequenzen in Gigabyte-Größe. Allerdings dauert es Minuten, wenn man per Funk via Bluetooth die Bilddaten auf den heimischen Computer übertragen will. Eine flotte Alternative bietet das »Multi-Gigabit-Kommunikationsmodul« – es ist sechsmal schneller als das USB-Kabel.

Ob Hochzeit, Geburtstag oder Party – bei großen Festen hat man heute meist seinen Camcorder dabei. Das Datenkabel allerdings fehlt oftmals. Aus dem Versprechen, dem Gastgeber die Aufnahme am Morgen nach der Feier auf den Rechner zu spielen, wird meist nichts. »Kein Problem«, sagt man dann. »Ich brenne dir eine CD, wenn ich wieder zu Hause bin.« Einfacher wäre es jedoch, wenn sich die Daten ohne Kabel übertragen ließen.

Das dachte sich auch Frank Deicke vom Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme IPMS in Dresden. Es müsste doch möglich sein, große Datenmengen schnell und einfach von einem Gerät auf ein anderes zu übertragen. Natürlich sind Funkverbindungen à la Bluetooth oder WLAN längst Alltag. Doch wer damit ein hoch aufgelöstes Video von der Hochzeitsfeier auf den Computer überspielen will, braucht Geduld. Der Datentransfer der Gigabyte-mächtigen Filmdatei per Funk benötigt Minuten. Deicke und seine Kollegen sind einen anderen Weg gegangen. Der Ingenieur ist Spezialist für Infrarot-Technik. Vor wenigen Wochen hat der Forscher ein Infrarot-Modul vorgelegt, das Seinesgleichen sucht. »Es überträgt Daten mit einer Rate von 1 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s). Zum Vergleich: Ein E-Mail-Buchstabe besteht aus acht Bit. Das Infrarot-Modul schafft damit in einer Sekunde 125 Millionen Buchstaben«, so Deicke.

Schneller als USB2, WLAN oder Bluetooth

Für gewöhnlich sind Kabelverbindungen zwischen Elektrogeräten schneller als der Funk. In diesem Fall ist es anders. Das neue »Multi-Gigabit-Kommunikationsmodul« schafft das Sechsfache der USB2-Kabel-Geschwindigkeit. Ein Vergleich mit den etablierten Funkstandards ist noch eindrucksvoller: Die IPMS-Lösung ist 46-mal schneller als herkömmliches WLAN und 1430-mal rascher als das Bluetooth-Verfahren, mit dem zum Beispiel Handys und Headset-Kopfhörer kommunizieren. Das liegt vor allem an einer schnellen Signalverarbeitung. Denn das Nadelöhr sind das Ver- und Entschlüsseln der Daten, das Ver- und Entpacken für den Versand durch die Luft. So muss die Video-Information von der Digitalkamera zunächst in ein Funksignal umgewandelt werden, ehe sie auf die Reise geht. Im Empfangsgerät, einem Laptop zum Beispiel, wird das Funksignal dann wieder entschlüsselt und in die Filmdatei verwandelt. Das kostet Rechenzeit.

Für den Forscher und sein Team bestand die Herausforderung also darin, eine kleines Infrarot-Modul zu bauen, dessen Hard- und Software schnell arbeiten. Zudem sollte der Rechenaufwand möglichst gering sein, denn je stärker die Mikroprozessoren werkeln, desto mehr Strom fressen sie. »Letztlich haben wir das durch kluges Kombinieren verschiedener technischer Lösungen erreicht«, sagt Deicke. Das gilt zum Beispiel für den Transceiver, jenes optische Bauteil, das Lichtsignale zugleich aussenden und empfangen kann. Der Transceiver ist etwa so groß wie ein Kinderfingernagel, enthält aber dennoch eine Laserdiode, die die Lichtimpulse aussendet und einen Photodetektor, der diese wahrnimmt. Wichtig sind auch die Decoder, welche die verschlüsselten Daten empfangen und übersetzen. Da die Lichtsignale in der Luft abgeschwächt und verzerrt werden, mussten Deicke und seine Mitarbeiter ausgeklügelte Fehlerkorrekturmechanismen programmieren. Wie bei der TV-Fernbedienung muss auch zwischen dem Sender und dem Empfänger freie Sicht herrschen. Für Frank Deicke kein Problem: »Man legt die Kamera oder das Smartphone einfach direkt neben den Computer oder den Laptop.« Nach wenigen Sekunden ist das Video übertragen.

Die Forscher vom IPMS wissen sehr genau, dass sich eine solche Technologie nur dann durchsetzen kann, wenn sie von den Herstellern als Standard akzeptiert wird. Erst dann wird sie in verschiedensten Geräten verbaut, sodass der Kunde diverse Laptops und Kameras problemlos verkuppeln kann. Deicke engagiert sich deshalb in der Infrared Data Association. Er bringt sein Wissen unter anderem in die »10 Giga-IR-Arbeitsgruppe« ein. Damit ist sein Ziel klar. Es geht noch schneller als 1 Gbit pro Sekunde. »Mit unserem aktuellen Infrarot-Modul zeigen wir bereits, dass die Infrarot-Technologie herkömmliche Standards weit hinter sich lassen kann. Für die Zukunft wollen wir die Leistung noch steigern.« Deicke konnte bereits zeigen, dass sich die Übertragungsrate seines aktuellen Moduls auf 3 Gbit hochtreiben lässt. 10 Gbit erscheinen da durchaus erreichbar zu sein.

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Student der Saar-Uni patentiert revolutionäres Getriebe mit über 100 Gängen

Pressemitteilung der Universität des Saarlandes vom 25.07.2012

Getriebe im Automobilbau haben eine natürliche „Grenze“, so wie sie heute konstruiert sind. Bei maximal acht bis zehn Gängen ist Schluss. Mehr Gänge kann ein herkömmliches Getriebe baubedingt nicht aufweisen. Es wäre ansonsten zu breit und zu schwer, um in Autos verbaut zu werden. Toma Macavei war das nicht genug. Der ehemalige Saarbrücker Informatikstudent hat ein computergesteuertes Getriebe entwickelt, das über 100 Gänge haben kann und etwa die Größe eines DIN-A-4-Blattes hat. Sein Bruder Andrei, derzeit noch Jurastudent an der Saar-Uni, ist als Geschäftsführer einer Firma für die Vermarktung zuständig. Durch Einreichung einer Patentanmeldung ist die Erfindung bereits rechtlich gesichert. Nun suchen sie Partner für den Bau eines Prototyps.

Sein VW Golf war ihm nicht sparsam genug. Das war die Initialzündung für Toma Macavei, das Getriebe des Autos zu optimieren. Denn mehr Gänge bedeuten konstantere Drehzahlen des Motors, und das bedeutet weniger Spritverbrauch. Bisher haben herkömmliche Getriebe für Autos und LKW allerdings einen Haken: Die Gänge liegen auf verschieden großen Zahnrädern nebeneinander. Grund dafür ist die Kupplung der Gänge, also deren Verbindung, die direkt an den Zahnrädern geschieht. Zehn Gänge ergeben also ein breiteres Getriebe als fünf Gänge, vorausgesetzt, alle Bauteile sind ansonsten gleich. Irgendwann ist also Schluss, das Getriebe wird zu breit und zu schwer, wenn weitere Gänge hinzukommen.

„Ich habe zwei Zahnradkammern miteinander kombiniert“, erklärt der 30-jährige Toma Macavei. Das funktioniert ähnlich wie bei Fahrrädern und ihren zwei hintereinander liegenden Zahnkränzen. „Liegen in der vorderen Zahnradkammer beispielsweise fünf Zahnradpaare und in der hinteren drei, ergeben sich daraus also 15 Gänge. Theoretisch können wir damit über 100 Gänge erreichen“, erklärt der ehemalige Saarbrücker Informatik-Student.

Der schwierigste Teil der Konstruktion war bisher die Verbindung beider Getriebeteile. Bisher ist keinem Ingenieur eine Lösung dafür eingefallen, wie die beiden Zahnradkammern miteinander gekuppelt werden können. Toma Macavei hat nun eine computergestützte Lösung erfunden, die innerhalb der Verbindung beider Zahnradkammern liegt. Diese errechnet den optimalen Gang für die jeweilige Geschwindigkeit und schaltet das Getriebe automatisch. Die Zahnradpaare des Getriebes können sehr eng beieinander stehen, denn die Kupplung der Gänge geschieht im Innern dieser kompakten Welle.

„Ein Auto beispielsweise kann so konstant mit sehr niedriger Drehzahl gefahren werden“, erklärt der Bruder des Erfinders, Andrei Macavei. So wird erheblich Kraftstoff gespart, da auch bei hohen Geschwindigkeiten keine hohe Drehzahl erforderlich ist. „Außerdem wird der Motor nicht so stark belastet“, erklärt der angehende Jurist einen weiteren Vorteil.

Das so genannte Finngetriebe von Toma und Andrei funktioniert in zwei Richtungen. Das heißt, es kann nicht nur Kraft vom Motor an die Räder weitergeben. Wenn ein Fahrer bremst, kann das Getriebe auch die Energie von den Rädern aus zurück übertragen. „So kann man beispielsweise Strom gewinnen für einen Elektroantrieb“, erklärt der 29-jährige Andrei. Das sei sehr gut geeignet für Fahrzeuge mit Hybridantrieb, also beispielsweise Benzin- und Elektroantrieb.

Nachdem ihnen attestiert wurde, dass diese Idee noch nicht patentrechtlich geschützt ist, haben Andrei und Toma Macavei ihre Idee mithilfe der Patentverwertungsagentur auf dem Saarbrücker Campus ein Patent entwickelt. Eine Saarbrücker Anwaltskanzlei, die auf Patentrecht spezialisiert ist, hat die Patentanmeldung eingereicht. Nun suchen die beiden umtriebigen Studenten nach Partnern, die sie beim Bau eines bis zu 200.000 Euro teuren Prototyps unterstützen.

Andrei Macaveis Firma Maclions wurde für die Entwicklung des Patents bisher mit 5.000 Euro durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in dessen Programm KMU Signo gefördert. Andrei möchte sich nach seinem Jura-Examen aufs Patentrecht spezialisieren. Er ist Geschäftsführer der Maclions UG, die Unternehmensberatung anbietet und ihren Sitz im Starterzentrum auf dem Saarbrücker Campus hat. Toma ist selbständiger Erfinder und lebt in Stuttgart.

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Neuartiger Ansatz enttarnt Datenmissbrauch auf mobilen Endgeräten

Pressemitteilung der Universität des Saarlandes vom 05.07.2012

Immer häufiger tun Mini-Programme auf internetfähigen Mobiltelefonen und Tablet-Rechnern mehr als sie vorgeben. Im Verborgenen leiten die „Apps“ private Daten an Dritte weiter. Gegen diesen Datenmissbrauch haben Saarbrücker Informatiker nun einen neuen Ansatz entwickelt. Sie können mit der App „SRT AppGuard“ dem Datenklau einen Riegel vorschieben. Der Clou: Für den Schutz müssen die verdächtigen Programme weder vorab bekannt sein, noch muss das Betriebssystem des Smartphones verändert werden. Stattdessen greift die kostenlos erhältliche App den Programmcode der digitalen Spione an.

„Mein Smartphone weiß fast alles über mich: Angefangen von meinem Namen, meiner Telefonnummer, meiner E-Mail-Adresse, über meine Interessen bis hin zu meinem aktuellen Aufenthaltsort“, erklärt Informatik-Professor Michael Backes, der an der Universität des Saarlandes das Center für IT-Security, Privacy and Accountability leitet. „Und es kennt sogar meine Freunde bestens. Deren Kontaktdaten speichert es ja auch“, so Backes. Daher wundere es ihn nicht, dass zahlreiche Mini-Programme, sogenannte Apps, einfache Anwendungen vorspielen und im Hintergrund die Kennnummer des Gerätes, den eigenen Aufenthaltsort oder sogar die Kontaktdaten von Freunden, Kollegen und Kunden an einen Server irgendwo im Internet verschicken.

Solche Szenarien malen die Hersteller von Anti-Viren-Software schon seit längerem in den grellsten Farben aus, inzwischen liefern auch wissenschaftliche Studien Beweise für die Bedrohung. So kam eine Studie der US-amerikanischen University of California in Santa Barbara zu dem Ergebnis, dass von 825 untersuchten Apps für das iPhone und dessen Betriebssystem iOS 21 Prozent die Identifikationsnummer, vier Prozent die aktuelle Position weitergeben und 0,5 Prozent sogar das Adressbuch kopieren. Auch die staatlich geförderte „Stiftung Warentest“ stufte Ende Mai dieses Jahres beim Test der Datensicherheit von 63 beliebten Apps neun davon als „sehr kritisch“, 28 als „kritisch“ ein.

Michael Backes und seine Forschergruppe schieben diesem Missbrauch nun einen Riegel vor. Ihr Ansatz richtet sich dabei auf Android. Es ist das am weitesten verbreitete Betriebssystem für Smartphones und Tablet-Rechner. Vom Softwarekonzern Google entwickelt, wird dieses frei verfügbare Betriebssystem von verschiedenen Handy-Herstellern genutzt und seit November 2011 täglich auf mehr als 700000 Geräten aktiviert.

Android ist jedoch für seine rigorose Rechtevergabe bekannt. Will der Anwender die heruntergeladene App installieren, erfährt er mittels einer Liste, welche Zugriffsrechte auf Daten (Ort, Kontakt, Fotos) und Funktionen (Internet, Ortung) diese fordert. Nun hat er nur zwei Möglichkeiten: Entweder er akzeptiert alle Bedingungen oder die App wird nicht installiert. Nach der Installation können die Rechte nicht mehr rückgängig gemacht werden. „Hinzu kommt, dass viele Entwickler generell alle Rechte für ihre App anfordern, weil das Rechtekonzept von Android missverständlich ist, sie aber den reibungslosen Betrieb ihrer App sicherstellen wollen“, erklärt Philipp von Styp-Rekowsky, Doktorand am Lehrstuhl für IT-Sicherheit und Kryptografie.

Diese Friss-oder-Stirb-Strategie legen die Saarbrücker Forscher ad acta. Die auf ihrem Ansatz basierende App „SRT AppGuard“ stellt für jede auf dem Smartphone installierte Anwendung fest, worauf diese zugreift und zeigt dies dem Anwender an. Dieser kann nun jederzeit der jeweiligen App die Rechte dafür entziehen oder neu gewähren. Die Forscher haben die App bereits auf der Plattform „Google Play“ veröffentlicht. Sie kann von dort kostenlos heruntergeladen werden. Sie funktioniert einwandfrei ab den Android-Versionen 3.x.x, die seit Anfang 2011 verwendet werden.

Die Entwicklung der App hatte das von Backes 2010 gegründete Unternehmen Backes SRT GmbH übernommen. Es hat seinen Sitz ebenfalls auf dem Saarbrücker Campus. Neben dem Fachbereich Informatik der Saar-Uni und dem Center für IT-Security, Privacy and Accountability (CISPA) forschen und entwickeln dort außerdem das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, das Max-Planck-Institut für Informatik, das Max-Planck-Institut für Software Systeme, das Zentrum für Bioinformatik, das Intel Visual Computing Institute und der Exzellenzcluster „Multimodal Computing and Interaction“.

Technischer Hintergrund

Für ihren Ansatz nutzen die Saarbrücker Informatiker die Tatsache aus, dass die Android-Apps in einer sogenannten virtuellen Maschine laufen, die in der Programmiersprache Java geschrieben ist. Die Apps werden daher nach der Installation als ausführbarer „Bytecode“ auf dem Smartphone abgespeichert. Hier setzt der „SRT AppGuard“ an. Während die verdächtige App läuft, untersucht er deren Bytecode nach den sicherheitskritischen Stellen, die ihm von den Saarbrücker Experten eingetrichtert wurden. Vor jede verdächtige Anweisung oder vor jeden Aufruf fügt er einen speziellen Überwachungscode ein. Dies ist nur einmal notwendig, da der so abgesicherte Bytecode anschließend den ursprünglichen ersetzt. Dieses Überschreiben erfordert meist nur wenige Sekunden und wenige Zeilen zusätzlichen Codes. Die Informatiker haben es für 13 Apps untersucht, darunter auch das populäre Spiel „Angry Birds“, die Musik-Identifikations-App „Shazam“ und die Social-Media Apps „Facebook“ und „WhatsApp“. Bei der zum Kurznachrichten-Dienst Twitter gehörigen App erfordert es beispielsweise 16,7 Sekunden und 48 zusätzliche Zeilen Code. „Das ist wie in einem Kunstmuseum“, erklärt von Styp-Rekowsky, „anstatt jeden Besucher zu überwachen, stattet man dort nur die wertvollen Gemälde mit einer unsichtbaren Alarmfunktion aus.“

Die Saarbrücker App kann jedoch noch mehr, als nur Alarm schlagen. Sie ist auch in der Lage, verdächtige Aufrufe abzublocken oder diese so zu ändern, dass sie kein Unheil anrichten. „Wir können somit auch verhindern, dass bereits bekannte Sicherheitslücken in der jeweiligen App oder des Android-Betriebssystems ausgenutzt werden“, ergänzt Professor Michael Backes. Diese Möglichkeit werde besonders wichtig, falls der Hersteller mit dem Ausbessern nicht zeitnahe nachkomme, so der Professor.

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Herzinfarktrisiko durch Ultraschall besser erkennen: Erfolgreicher Industrietransfer

Medienmitteilung der Universität Basel vom 29.06.2012

Durch eine genaue Messung der Arterienwanddicke mit Ultraschall lässt sich ein Herzinfarktrisiko frühzeitig abschätzen. Ein neuartiges Verfahren erlaubt es nun, diese Messung einfach und hoch präzis auf portablen Ultraschallgeräten durchzuführen. Entwickelt von Forschenden der Sportmedizin der Universität Basel, wird es nun von einem Industriepartner eingesetzt.

Für eine gezieltere Abschätzung des Herzinfarkt- und Schlaganfallrisikos ist die Messung der Dicke der Arterienwand an der Halsschlagader eine etablierte Methode. Besonders bei Patienten mit mittlerer Gefährdung kann es hilfreich sein, das Risiko mit der zusätzlichen Information der Wanddicke besser einzugrenzen, um damit eine Therapie und weitere diagnostische Massnahmen gezielter einzuleiten. Es fehlte bisher jedoch an Messmethoden, welche die im Ultraschall abgebildete Arterienwand, die sogenannte Intima-Media-Dicke, präzise und zugleich komfortabel erfassen können.

Dr. Alexandra Teynor und Prof. Dr. Arno Schmidt-Trucksäss aus der Sportmedizin des Instituts für Sport und Sportwissenschaften (ISSW) der Universität Basel haben eine entsprechende Analysesoftware über mehrere Jahre entwickelt. Im Rahmen der nationalen SAPALDIA-Studie und in Kooperation mit dem Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) wurde das automatische, computerbasierte Messprogramm unter Einbindung eines Doktorats klinisch validiert und kürzlich in der Fachzeitschrift «Ultrasound in Medicine and Biology» publiziert.

Das Besondere an dem Messprogramm ist neben der Anwenderfreundlichkeit und hohen Präzision die Möglichkeit, die Resultate der automatischen Konturerkennung interaktiv zu korrigieren; dies könnte etwa weitere, möglicherweise unnötige  Untersuchungen vermeiden. Aufgrund des erfolgreichen Einsatzes in der SAPALDIA-Studie, für die rund 2,5 Millionen Bilder der Arterienwand im zentralen Reading Center am ISSW analysiert wurden, hat die international tätige Medizintechnik-Firma Fukuda Denshi entschieden, das Programm in ihre neue Generation von portablen Ultraschallgeräten einzubinden. Dieser erfolgreiche Industrietransfer wurde von der Unitectra, der Technologietransfer-Organisation der Universitäten Basel, Bern und Zürich, vermittelt.

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Simultane Übersetzung: Lehre ohne Sprachbarrieren

Presseinformation des KIT (Karlsruher Institut für Technologie) vom 11.06.2012

Das Institut für Anthropomatik des KIT stellt sein System zur automatischen simultanen Vorlesungsübersetzung vor

Die Internationalisierung stellt Universitäten auch vor sprachliche Herausforderungen: Sollen sie ihre Lehrveranstaltungen auf Englisch umstellen – oder müssen alle ausländischen Studierenden Deutsch lernen? Eine alternative Lösung hat das Institut für Anthropomatik des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) entwickelt: den – an einer Universität – weltweit ersten automatischen simultanen Übersetzungsdienst per Computer. Professor Alex Waibel und sein Team stellten das System nun am KIT-Campus Süd vor.

„Der automatisierte Vorlesungsübersetzungsdienst ist das Ergebnis langjähriger Spitzenforschung, das der Lehre zu Gute kommt und von dem hoffentlich bald Generationen von Studierenden weltweit profitieren werden“, sagte Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Kunst und Kultur des Landes Baden-Württemberg bei der Vorstellung des Übersetzungsdienstes. „Er ist ein bedeutender Ansatz im Hinblick auf die zunehmende Heterogenität unserer Studierenden, der wir als weltoffener Wissensstandort begegnen wollen.“

„Am KIT haben wir etwa 16 Prozent ausländische Studierende, an Universitäten in den USA sind es bis zu 50 Prozent“, sagt KIT-Präsident Professor Horst Hippler, „im internationalen Wettbewerb um die besten Wissenschaftler sind wir also noch im Nachteil“. Das System des Vorlesungsübersetzers will hier helfen, talentierte Studierende aus dem Ausland ans KIT zu holen und ist Teil der Anstrengungen am KIT, die Sprachbarrieren zu überwinden. „Der Vorlesungsübersetzer zeichnet automatisch den Vortrag des Referenten auf, verschriftet ihn und übersetzt ihn in Echtzeit ins Englische“, sagt Professor Alex Waibel. „Über ihren PC oder ihr Mobiltelefon können die Studierenden dann der Vorlesung folgen.“ Zudem übersetzt die Technologie auch die Vorlesungsfolien und ermöglicht den Zugriff auf vergangene Veranstaltungen über Suchbegriffe in den verschrifteten Vorträgen.

Der Vorlesungsübersetzer kombiniert die Technologien der automatischen Spracherkennung und der statistischen maschinellen Übersetzung zu einem integrierten System. Hilfskomponenten kümmern sich dabei um die Strukturierung des Textes, die Zeichensetzung, die Behandlung von Komposita im Deutschen sowie die Aufnahme des Vortrages und die Anzeige des Übersetzungsergebnisses. Die Kombination der Komponenten erfolgt dabei mithilfe einer innovativen Serviceinfrastruktur.

„Die Übersetzung ist nicht immer perfekt“, sagt Waibel, „aber sie wird Teil der sprachlichen Werkzeuge, mit denen nun Studierende den Vorlesungen trotz Sprachbarrieren besser folgen können“. Der Vorlesungsübersetzer läuft zurzeit im Testbetrieb in Lehrveranstaltungen der Fakultäten Informatik und Maschinenbau am KIT. Zukünftig ist geplant, mehrere Sprachen zur Auswahl anzubieten und ein breiteres Vorlesungsangebot damit zu unterstützen. Von dem Service profitieren nicht nur ausländische Studierende, sondern auch hörgeschädigte Personen.

Der Dienst des Vorlesungsübersetzers ist das Ergebnis von zwei Jahrzehnten Forschung von Alex Waibel und seinen wissenschaftlichen und kommerziellen Partnern, vor allem der Carnegie Mellon University, Pittsburgh, sowie Mobile Technologies LLC & GmbH. Unterstützung erhält der deutsche Vorlesungsübersetzer auch aus Mitteln der Europäischen Kommission sowie der deutschen Exzellenzinitiative. (roe, le)

Externer Link: www.kit.edu