Geregeltes Laserschweißen

Mediendienst der Fraunhofer-Gesellschaft vom März 2009

25 000 Prozessoren arbeiten im Gleichtakt: In den Pixeln einer Kamera untergebracht, werten sie die von der Kamera aufgenommenen Bilder sofort aus – mehr als zehnmal so schnell wie ein Computer. Die Laserleistung kann so erstmals während des Schweißens geregelt werden.

Autotüren sind meist Stückwerk: Die Mitarbeiter bauen sie aus mehreren Blechabschnitten zusammen, die sie üblicherweise mit einem Laser aneinanderschweißen. Der Laserstrahl fährt dabei über die Bleche, die sich ein Stück überlappen und schmilzt sie jeweils in einem Bereich von einigen zehntel Millimetern: Es entsteht ein Durchschweißloch, das sich wieder verschließt, wenn der Laserstrahl weiterwandert. Wichtigste Einstellung dabei ist die Laserleistung – ist sie zu gering, verbinden sich die Bleche nicht fest miteinander, ist sie zu hoch, schneidet der Laser die einzelnen Bleche durch. Bislang tasten sich die Mitarbeiter über Ausprobieren an die richtige Laserleistung heran und halten sie dann konstant. Dazu kommen Erfahrungswerte: So verschmutzt nach einiger Zeit das Schutzglas, es kommt weniger Laserlicht auf dem Metall an. Verdreckt das Glas früher als üblich, können Stunden vergehen, bis dies entdeckt wird – die Bleche werden unter Umständen währenddessen nicht ordentlich verschweißt. Zwar gibt es eine Kamera, die den Prozess überwacht, der Computer kann jedoch nur rund tausend Bilder in der Sekunde auswerten. Um das schnell wandernde Durchschweißloch zu verfolgen und die Leistung entsprechend zu regeln, sind abhängig vom Schweißprozess Bildraten von über 10 Kilohertz nötig – das entspricht 10 000 Bildern pro Sekunde.

Forscher am Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik IPM in Freiburg haben nun erstmals eine Regelung für Laserschweißprozesse entwickelt, die die Leistung an die Situation anpasst: »Unser System wertet 14 000 Bilder pro Sekunde aus und nutzt die gewonnenen Daten, um die Leistung zu steuern«, sagt Andreas Blug, Projektleiter am IPM. Doch wie schafft es das System, die Bilder mehr als zehnmal so schnell auszuwerten wie herkömmliche Software? »Wir verwenden spezielle Kameras, bei denen in jedes Pixel ein winziger Prozessor integriert wurde. Alle diese Prozessoren – insgesamt 25 000 – arbeiten gleichzeitig. In konventionellen Bildverarbeitungssystemen werden die Daten von wenigen Computerprozessoren der Reihe nach verarbeitet«, sagt Blug. Experten sprechen von »Cellular Neural Networks«, CNN. Wenige Mikrosekunden nach der Aufnahme liefert die Kamera ein bereits ausgewertetes Bild von der Kontur des Durchschweißloches. Für kleine Durchschweißlöcher erhöht das System die Leistung, für große reduziert es sie. »Mit diesem Regelungssystem konnten wir die erste industrienahe Anwendung der CNN-Technologie realisieren«, sagt Blug. Einen Prototypen gibt es bereits. Nun wollen die Forscher das System in der Produktion testen.

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Mit der Verwandtschaft in Reih und Glied

Presseinformation der LMU München vom 23.02.2009

Bessere Sequenzanalysen bei Genen und Proteinen

Seit der Sequenzierung des menschlichen Genoms vor acht Jahren wurden bei der Analyse der enthaltenen Gene und deren Funktionen große Fortschritte gemacht. Dennoch ist der größere Teil der menschlichen Gene bisher in ihrer Funktion kaum verstanden. Zur Funktionsbestimmung hilft oft ein Vergleich der Gensequenzen mit denen von hunderten anderer Organismen, die experimentell vielfach leichter zu untersuchen sind und deren Sequenzen weltweit in Datenbanken bereitgehalten werden. Diese dienen Forschern als Vergleich, um auf die unbekannte Funktion menschlicher oder tierischer Gene rückschließen zu können. Nun ist es den Bioinformatikern Dr. Johannes Söding und Andreas Biegert vom Genzentrum der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München gelungen, ein Verfahren zu entwickeln, das die Datenbanksuche bei gleicher Geschwindigkeit deutlich empfindlicher macht. Dadurch lassen sich verwandte Gen- und Proteinsequenzen in den Datenbanken mit großer Genauigkeit aufspüren. Die zugrunde liegende Idee lässt sich vielseitig für alle Arten von Sequenzanalysen einsetzen. (PNAS, 20. Februar 2009)

Bei Genen wie auch Proteinen gilt: Die Funktion beruht in erster Linie auf der Sequenz, also der Abfolge der Bausteine. Ähnlich aufgebaute Gene besitzen also häufig eine entsprechende Funktion. Dies gilt in gewissem Grade auch für Proteine, bei denen aber noch die dreidimensionale Struktur, in die sie sich falten und die sich nicht ohne Weiteres aus ihrer Sequenz ableiten lässt, eine entscheidende Rolle spielt. Ähnliche Sequenzen – zumindest in Schlüsselbereichen – lassen aber auf eine Verwandtschaft schließen und legen damit ähnliche Funktionen nahe.

Die Sequenzen und Funktionen von Genen wie auch Proteinen werden daher in Datenbanken gespeichert, die Wissenschaftler auf der ganzen Welt zum Vergleich mit neuen Daten nutzen. Doch selbst die besten und am häufigsten genutzten Algorithmen wie etwa BLAST (Basic Local Alignment Search Tool) verwenden bestimmte Vereinfachungen, um eine effiziente Suche in den riesigen Datenmengen überhaupt zu ermöglichen. Schließlich muss BLAST die von einem Forscher eingegebene Sequenz – den Buchstabencode, der die Abfolge der DNA-Bausteine oder der Aminosäuren beschreibt – mit sämtlichen Sequenzen in der Datenbank in wenigen Minuten vergleichen können.

Dabei bewerten die Suchprogramme die Ähnlichkeit der Sequenzen, indem diese so untereinander angeordnet werden, dass sich möglichst ähnliche Aminosäuren in der gleichen Spalte dieses sogenannten Alignments befinden. Die Berechnung der Ähnlichkeit erfolgt dann Aminosäure für Aminosäure, wobei berücksichtigt wird, wie gut zwei Aminosäuren ohne nachteilige Folgen gegeneinander austauschbar sind. Denn manche dieser Proteinbausteine sind sich in ihren Eigenschaften ähnlich, sodass ihr Austausch in einem Protein oft keinen Effekt auf dessen Funktion hat.

BLAST ist seit seiner Entwicklung 1990 das wichtigste Instrument der Sequenzsuche und wird weltweit rund 500.000 Mal am Tag aufgerufen. Doch das Programm ist noch lange nicht optimal. So beachtet es bei der Bewertung der Ähnlichkeit zweier Aminosäuren nicht deren Kontext, also die benachbarten Aminosäuren. Johannes Söding und Andreas Biegert vom Genzentrum München und dem Exzellenzcluster „Center for Integrated Protein Science Munich (CIPSM)“ der LMU haben nun ein Verfahren entwickelt, das die Ähnlichkeitssuche deutlich verbessert: Ihr sogenanntes kontext-spezifisches BLAST, CS-BLAST, kann bei gleicher Suchgeschwindigkeit doppelt so viele entfernte „Verwandte“ von Proteinen aufspüren wie bisher.

Um die Ähnlichkeit einer Aminosäure mit den Referenzdaten zu bestimmen, wird bei CS-BLAST auch der Sequenzkontext jeder Aminosäure, nämlich deren sechs linke und sechs rechte Nachbarn, in die Analyse mit einbezogen. „Die Idee ist, dass der Kontext sehr viel darüber aussagt, als wie ähnlich zwei Aminosäuren zu bewerten sind“, erläutert Söding, der die Arbeitsgruppe „Protein Bioinformatics and Computational Biology“ am Genzentrum München leitet. „So gibt es beispielsweise bei Proteinen gefaltete und ungefaltete Bereiche. In einem ungefalteten Bereich kann etwa die Aminosäure Valin oft ohne nachteiligen Effekt in die anderen 19 Aminosäuren mutieren. In einem gefaltenen Bereich geht sie dagegen mit hoher Wahrscheinlichkeit in Aminosäuren über, die ebenfalls hydrophob, also wasserabstoßend, sind.“

Dem Programm liegt eine sehr allgemeine Idee zugrunde, die sich auf alle Arten der Sequenzsuche und der Alignmentmethoden übertragen lässt. Dies zeigten die Forscher am Beispiel von PSI-BLAST, einem Algorithmus, bei dem bereits aufgefundene verwandte Sequenzen in einem sogenannten multiplen Alignment untereinander angeordnet werden. Dadurch lassen sich Gruppen von Aminosäuren identifizieren, die immer an der gleichen Stelle der Sequenz vorkommen und so Hinweise auf die Funktion dieses Abschnitts geben. „Uns ist es gelungen, mit der Idee des Sequenzkontextes auch PSI-BLAST deutlich sensitiver zu machen. Dadurch liefern zwei hintereinandergeschaltete Suchen mit unserer kontext-spezifischen Version von PSI-BLAST bessere Resultate als fünf Suchen des herkömmlichen Programms“, sagt Söding.

Dass die neue Methode trotz besserer Empfindlichkeit gleich schnell ist, erklärt der Forscher damit, dass die Sequenzsuche in zwei Schritten erfolgt: „Sowohl beim herkömmlichen BLAST als auch bei unserer Methode wird zunächst eine Suchmatrix berechnet“, erklärt Söding. „Dieser Schritt ist bei uns zwar aufwendiger, aber mit einer Sekunde immer noch sehr schnell. Erst der zweite Schritt, die Datenbanksuche mithilfe der Suchmatrix, nimmt viel Zeit in Anspruch – und dieser Schritt ist bei beiden Ansätzen gleich.“

In Zukunft wollen die Biowissenschaftler den neu entwickelten Algorithmus auch auf genomische Alignments anwenden, bei denen nicht nur einzelne Gene, sondern ganze Abschnitte des Erbguts verglichen werden. „Ähnlich wie bei Proteinen gibt es in der DNA bestimmte Schlüsselstellen, die besonders wichtige Funktionen erfüllen“, erläutert Söding. „Diese auch für das tiefere Verständnis vieler Krankheiten wichtigen regulatorischen Bereiche kann man identifizieren, wenn man das menschliche Genom denen von anderen Säugetieren gegenüberstellt.“ Durch eine kontext-spezifische Methodik hoffen die LMU-Forscher, die Qualität solcher genomischer Aligments und damit die Identifikation regulatorischer Bereiche wesentlich zu verbessern. „Wir glauben, dass sich unsere Methode im gesamten Bereich der biologischen Sequenzanalyse durchsetzen könnte“, schließt Söding. (ca/sw)

Publikation:
„Sequence context-specific profiles for homology searching“;
Andreas Biegert und Johannes Söding;
Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) online;
20. Februar 2009;
doi:10.1073/pnas.0810767106

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Lernen beim Digitalen Skilehrer

Pressemitteilung der TU München vom 16.02.2009

Hightech-Sohle gibt Anweisungen per Kopfhörer

Wenn’s auch nach der Skischule mit der Technik nicht so klappt, kann in Zukunft der Digital Skiing Coach helfen. Eine von Ingenieuren der Technischen Universität München entwickelte Hightech-Sohle analysiert die Bewegungen von Anfängern wie Fortgeschrittenen und gibt dem Skifahrer per Kopfhörer Hilfestellung zum optimalen Bewegungsablauf. Im Rahmen der universitären Ausgründung „Moticon“ soll das Gerät nun vermarktet werden.

Den Berg hinunter kommen zwar fast alle Skifahrer, aber bis die Bewegung leicht und elegant fließt und Skifahren sich nicht nur gut anfühlt, sondern auch sicher ist, braucht es viel Übung in den wenigen Tagen des Winterurlaubs. Mag der erste Bogen einer Abfahrt noch gelingen, so ist bei vielen Skifahrern spätestens nach der zweiten Kurve Schluss mit der guten Technik – sie behalten ihren Körperschwerpunkt zu weit hinten. Die Folge: Sie werden zu schnell, die Skier flattern, sind kaum noch kontrollierbar, die Fahrer müssen abbremsen – von Leichtigkeit oder sicherem Fahren keine Spur mehr.

Der Skilehrer, der Freizeitsportlern beim Erlernen eines guten Fahrstils hilft, wird bald Unterstützung durch einen digitalen Kollegen bekommen. Ein interdisziplinäres Wissenschaftlerteam der Technischen Universität München hat am Fachgebiet für Sportgeräte und Sportmaterialien einen „Digital Skiing Coach“ entwickelt, der die Bewegungen des Skifahrers analysiert und dem Sportler während der Fahrt Rückmeldung gibt.

Herzstück des Digital Skiing Coach ist eine intelligente Einlegesohle mit eigener Energieversorgung. Wählt der Skifahrer vor dem Start zum Beispiel das Programm „Körperposition“, so ermittelt die elektronische Sohle über Drucksensoren die Körperhaltung des Sportlers und überträgt die Daten per Funk an ein Handy. Dort werden die Daten mit den Idealwerten professioneller Skilehrer verglichen. Gerät der Skifahrer zu stark in Rückenlage, hört er über die Kopfhörer des Handys einen Signalton, ähnlich der Einparkhilfe eines Autos. Am Fuß des Hangs fasst die elektronische Stimme des Coachs noch einmal den Verlauf der Abfahrt zusammen und gibt Tipps, was der Sportler verbessern könnte.

Erste Erfahrungen von Skifahrern

Sportwissenschaftliche Studien mit dem Digital Skiing Coach ergab, dass Skifahrerinnen und Skifahrer dank der TUM-Entwicklung ihren Bewegungsablauf deutlich verbessern konnten und dies auch selber so empfanden. Maximilian Müller, einer der drei TUM-Studenten, die den digitalen Skilehrer entwickelt haben, profitierte schon selbst von dem Gerät: „Ich fahre eigentlich recht gut Ski“, sagt der 30-Jährige, „hatte aber meine Probleme mit der Skiführung bei schlechten Schneeverhältnissen. Ein paar Trainingsstunden mit dem Digital Skiing Coach haben mir deutlich gemacht, dass ich zu stark auf den Fersen stehe.“

Kompetenzen aus fünf wissenschaftlichen Fachrichtungen der TUM flossen in die Entwicklung des Systems ein: Maximilian Müller promoviert derzeit am Fachgebiet für Sportgeräte und Sportmaterialien sowie am Lehrstuhl für Produktentwicklung des Instituts für Mechatronik. Mit diesem Know-How entwickelte er die Einlegesohle mit integrierter Elektronik. Der Informatiker Florian Zierer programmierte die Software der Sohle sowie die mobilen Anwendungen auf dem Handy. Robert Vilzmann promovierte am Lehrstuhl für Kommunikationsnetze und erarbeitete mathemathische Algorithmen, die die Bewegungsmuster des Skifahrers erkennen und verarbeiten. Eine Studie am Lehrstuhl für Sportpsychologie schließlich untersuchte, wie viel Information Skifahrer während der Fahrt überhaupt aufnehmen und umsetzen können.

Inzwischen haben die drei TUM-Erfinder mithilfe des Gründerstipendiums EXIST des Bundesforschungsministeriums die Firma „Moticon“ gegründet, die den digitalen Skilehrer serienreif machen und zusammen mit Industriepartnern für den Breitensport vermarkten wird. Dann wird der elektronische Pädagoge zum Beispiel auch auf das richtige Carven achten können, sobald das Auf und Nieder in der Kurve klappt.

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Software made in Germany

Pressemitteilung der TU München vom 13.02.2009

Neuer Software-Qualitätsstandard für Deutschland in Entwicklung 

Ein Konsortium aus Forschungseinrichtungen und Unternehmen erarbeitet in den nächsten drei Jahren einen Qualitätsstandard für Softwareprodukte in Deutschland. Das Ziel: Zukünftig soll die Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit von Software bewertbar und nachweisbar werden. Deshalb streben die Projektmitglieder einen Ansatz für die qualifizierte Zertifizierung der Softwarequalität an. So soll sich ein Gütesiegel „Made in Germany“ auch für Software etablieren. In dem Projekt QuaMoCo (Software-Qualität: Flexible Modellierung und integriertes Controlling) arbeiten Capgemini sd&m, Fraunhofer IESE, itestra, SAP, Siemens und die Technische Universität München zusammen.

QuaMoCo nimmt sich andere Branchen zum Vorbild: Dort haben sich Kriterien für die Qualitätsprüfung und detaillierte Normen bewährt, deren Einhaltung zum Teil sogar gesetzlich vorgeschrieben sind. Obgleich die Softwareindustrie zentrale wirtschaftliche Bedeutung hat, fehlen ähnliche Ansätze.

Bereits bestehende, standardisierte Rahmenwerke für Softwarequalität wie ISO 9126 oder ISO 25000 werden von Softwareentwicklern kaum direkt angewandt, da dort die Kriterien zu allgemein und schwer auf individuelle Software-Entwicklungsprojekte übertragbar sind. Manche Unternehmen behelfen sich mit eigenen Qualitätsrichtlinien, wobei häufig nur ausgewählte Qualitätsmerkmale berücksichtigt werden.

Der neue Qualitätsstandard: flexibel und praktisch anwendbar An diesen Erkenntnissen orientiert sich das QuaMoCo-Projektteam: Angestrebt wird ein Software-Qualitätsstandard mit einem hohen Detaillierungsgrad. „Somit wird ein wirksames Instrument geschaffen, das für die Praxis geeignet ist. Informatiker erhalten konkrete Richtlinien für ihren Entwicklungsprozess, um die Qualität von Software – wie Zuverlässigkeit, Sicherheit oder Wartbarkeit – nachweisbar sicherzustellen“, sagt Informatikprofessor Manfred Broy von der TU München.

Der Qualitätsstandard wird die große Vielfalt unterschiedlicher Softwareprodukte berücksichtigen wie eingebettete Systeme, Mainframe-Anwendungen, Entertainment-Systeme oder hoch-sicherheitskritische Steuerungssysteme. Im Projekt QuaMoCo wird ein domänenübergreifend gültiger Basis-Qualitätsstandard entwickelt, der durch beispielhafte, domänenspezifische Qualitätsstandards ergänzt wird. „Wir realisieren das für Standardsoftware, Individualsoftware, Informationssysteme und eingebettete Systeme. So wird unser Qualitätsstandard sehr flexibel einsetzbar. Und gleichzeitig müssen alle Qualitätsanforderungen vollständig integriert sein. Diesen Spagat müssen wir leisten“, sagt Broy.

Klare Struktur durch das Meta-Qualitätsmodell

Und so gehen die Projektpartner vor: In einem Qualitätsmodell bilden sie detailliert die Eigenschaften eines erfolgreichen Entwicklungsprozesses und die qualitativ hochwertiger Software ab. So werden von der Anforderungserhebung bis hin zur Qualitätssicherung und Wartung umfassend Kriterien definiert, die hohe Qualität von Software gewährleisten. Diesem Qualitätsmodell übergeordnet steht ein Meta-Qualitätsmodell, das allen Qualitätseigenschaften eine klare Struktur gibt. Das Meta-Qualitätsmodell zeigt Wirkzusammenhänge auf, also wie sich eine Qualitätseigenschaft auf einen anderen Bereich im Entwicklungsprozess auswirkt.

BMBF-Förderung

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert QuaMoCo im Rahmen des Förderprogramms IKT 2020 mit 3,7 Mio Euro. Der Eigenanteil der Industriepartner beläuft sich auf rund 2,2 Mio Euro. Außerdem planen die industriellen Verbundpartner über das Projektvorhaben hinaus, weitere finanzielle Mittel in die Erforschung von Softwarequalität zu investieren.

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RFIDs funken durch Metall

Mediendienst der Fraunhofer-Gesellschaft vom Februar 2009

Metall schirmt Strahlung gut ab – etwa die von RFID-Chips, kleinen Datenspeichern, die in verschiedene Gegenstände integriert werden und ihre Information an ein Lesegerät funken. Nun lassen sich RFID-Chips ihre Information auch entlocken, wenn sie in Metall stecken.

Bei der Fertigung kommt es auf höchste Genauigkeit an – oft zählen hundertstel Millimeter. Sind die Fräser oder Bohrer jedoch abgenutzt, ist es mit der Genauigkeit vorbei. Die Mitarbeiter müssen die Werkzeuge regelmäßig vermessen, bevor sie auf der Bearbeitungsmaschine zum Einsatz kommen. Um auch kleinste Abweichungen im Rundlauf erkennen zu können, rotieren die Werkzeuge dabei. Bisher ist die Vermessung Handarbeit. Die Bohrer müssen dabei mit einem passenden Adapter in eine Halterung, die Spindel, eingesetzt werden. Sowohl das Werkzeug als auch der Adapter sind mit einer Seriennummer versehen – diese und weitere Daten wie die Abmessungen werden per Hand abgetippt, wobei sich leicht Fehler einschleichen.

Künftig geht das einfacher: Forscher des Fraunhofer-Instituts für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme IMS in Duisburg haben im Auftrag der Kelch & Links GmbH aus Schorndorf erstmalig eine Möglichkeit gefunden, RFID-Chips in die metallischen Werkzeuge zu integrieren. Auf Anfrage funken diese kleinen Datenspeicher die benötigten Informationen an ein Lesegerät außerhalb der metallischen Spindel, die das Werkzeug mit dem Adapter aufnimmt. Die Herausforderung dabei: Metall schirmt Strahlung gut ab – das weiß jeder, der einmal versucht hat, in einem Haus aus Stahlbeton mit dem Handy zu telefonieren. Dasselbe Problem tritt bei den RFID-Chips auf: Stecken sie in Gegenständen aus Metall, dringt ihre Information nicht bis zum Lesegerät durch. »Wir haben den Übertragungsweg unterteilt«, erklärt Dr. Gerd vom Bögel, Gruppenleiter am IMS. »Vom RFID-Chip, der sich im Adapter befindet, übertragen wir die Daten zunächst mit einem Kabel bis an die Grenzfläche zwischen Adapter und Spindel. Hier leiten zwei Antennenspulen die Daten drahtlos an die Spindel weiter – eine Spule befindet sich dabei im Einsatzmodul, die andere in der Spindel. Ebenso überbrücken wir die Grenzfläche zwischen der drehbaren Spindel und dem feststehenden Teil des Messgeräts drahtlos.«

Eine Kleinserie der RFID-Messgeräte ist bereits in Geräten der Kelch & Links GmbH bei ausgewählten Kunden in der Anwendung. Vom Bögel sieht auch weitere Einsatzbereiche: »Das Übertragungsprinzip lässt sich überall dort nutzen, wo Informationen über mehrere Strecken hinweg drahtlos übermittelt werden müssen – etwa in Roboterarmen, die drehbare Gelenke haben.«

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