Transporte sparen durch intelligente Logistik

Presseaussendung der TU Wien vom 10.03.2011

Geld, Transportkilometer und CO2-Ausstoß sparen: Die gemeinsame Forschung von Technischer Universität (TU) Wien, Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik und den Industriepartnern 4flow AG, Schenker AG und Volkswagen AG offenbart erstaunliche Verbesserungspotenziale in der Automobilindustrie.

Wien (TU). – Autoproduktion birgt gewaltige organisatorische Herausforderungen: Damit einerseits die richtigen Autos zeitgerecht beim Kunden landen und andererseits immer die richtigen Bestandteile für die Montage vorhanden sind – ohne große Bestände vorrätig zu halten – ist perfekte Planung gefragt. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Logistik: Wie, wann und in welchen Mengen sollen die Auto-Teile angeliefert werden? Auf welchen Verkehrsmitteln werden welche Aufträge am besten an ihren Bestimmungsort gebracht? Bisher blieben solche logistische Aspekte in der Produktionsplanung unberücksichtigt, doch genau hier liegt großes Einsparungspotenzial. Im Forschungsprojekt „InTerTrans“ (Integrierte Terminierung und Transportplanung) wurde nun ein Konzept entwickelt um LKW-Fahrten zu sparen, den Verkehr auf Bahn und Schiff zu verlagern und die Auslastung der Verkehrsmittel weiter zu erhöhen. So kann man Kosten verringern und den CO2-Ausstoß in der Automobilindustrie dramatisch senken.
 
Der billigste Transport ist der, der gar nicht nötig wird

„Unsere Kernidee war, dass die Logistik gleich bei der Planung der Produktion mitberücksichtigt werden muss“, sagt Markus Florian, Projektmitarbeiter im Team von Prof. Wilfried Sihn am Institut für Managementwissenschaften der TU Wien. Bisher wurden bei der Planung nur Anforderungen im Bereich der Produktion einbezogen. Sich nur darauf zu beschränken kann aber zu ineffizienten Situationen bei der Zulieferung führen: LKWs, die halbleer unterwegs sind, Züge mit nur wenigen Waggons – all das kostet Geld und führt zu unnötiger Umweltbelastung. Bezieht man bestimmte Logistikaspekte, wie etwa Kapazitäten und Abfahrtzeiten in die Programmplanung mit ein, können Produktions- und Transportplanung wie Zahnräder ineinandergreifen.
 
Software-System hilft sparen

Welche Arbeitsschritte wann erledigt werden kann einen großen Einfluss auf die Effizienz eines Automobilwerkes haben. Neue Ideen und Strategien zur optimalen Planung der Arbeitsabläufe können nun mit Softwarepaketen untersucht und validiert werden, die im Forschungsprojekt „InTerTrans“ entwickelt wurden. Manchmal ist es sinnvoll, wenn der Transport von fertigen Autos oder Zulieferer-Teilen zeitlich geblockt wird – sodass etwa ein ganzer, vollgefüllter Eisenbahnzug auf die Reise geschickt werden kann, anstatt immer wieder Geld und Ressourcen für den Transport einzelner Waggons zu verschwenden. Andererseits kann es in manchen Situationen auch nützlich sein, für einen gleichmäßigen Materialstrom und einen konstanten Bedarf nach Lieferungen zu sorgen. Um diese Ansätze jedoch zielgerichtet einsetzen zu können, ist ein ganzheitliches Verständnis über die Zusammenhänge von Produkt, Produktion und Logistikstruktur erforderlich. Sowohl bei der Produktions- als auch bei der Transportplanung helfen die neuentwickelten Softwaresysteme. Produktionsplanungs-Programme lassen logistische Kriterien mit einfließen, die Transportplanungssoftware passt das Transportnetz dynamisch an die aktuellen Bedingungen an, die sich ständig verändern. Der Produktions- und der Logistikbereich stehen in einer starken Wechselwirkung zueinander.

Wissenschaft und Wirtschaft forschen gemeinsam

Drei Jahre lang forschte die TU Wien und das Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik gemeinsam mit der 4flow AG, die das Projekt anführte, der Schenker Deutschland AG und der Volkswagen AG. Nun steht ein Konzept zur Verfügung, das mit Unterstützung eines Software-Prototypen für Produktions- und Logistikplanung entwickelt wurde. In vier Fallstudien mit realistischen Daten aus der Praxis wurde das neue Lösungs-Paket nun getestet – und die Ergebnisse sind beeindruckend: Bis zu 48% der LKW-Kilometer können durch die bessere Planung in der Distribution eingespart werden – größtenteils durch Verlagerung auf die Bahn. Sowohl LKWs als auch Züge sind durch bessere Planung besser ausgelastet, und auch die Stillstandzeiten, in denen fertige Fahrzeuge ungenützt herumstehen, kann verringert werden – und dadurch sinkt der Bestand an fertigen Fahrzeugen gleich um über 23%. All das trägt natürlich massiv zur Einsparung von CO2 bei. Das Projekt InTerTrans zeigt also, wie gut ökonomische Optimierung und ökologische Vorteile Hand in Hand gehen können. (Florian Aigner)

Externer Link: www.tuwien.ac.at