Ballkamera mit Rundumblick

Medieninformation der TU Berlin vom 08.11.2011

Erfindung wird in Hongkong präsentiert

Panoramabilder aus dem Urlaub waren bislang eher etwas für Tüftler, die stundenlang zu Hause Papierbilder zusammenpuzzelten oder digital zusammenschnitten. Mit einer neuen Erfindung aus der TU Berlin hat solches Tun zukünftig ein Ende. Eine 360-Grad-Rundumpanorama-Wurfkamera, die wie ein Ball in die Höhe geworfen werden kann und am höchsten Punkt dann 36 Aufnahmen macht, macht’s möglich.

Erfunden hat die Ballkamera ein Team rund um Jonas Pfeil, der sie im Zuge seiner Diplomarbeit „Throwable Camera Array for Capturing Spherical Panoramas“ entwickelt hat. Die Arbeit entstand am TU-Fachgebiet Computer Graphics, betreut von Prof. Dr. Marc Alexa und Prof. Dr. Bernd Bickel.

„Die Idee kam mir auf einer Wanderung auf den Tonga-Inseln, während meines Auslandsstudienjahres in Neuseeland. Ich war so fasziniert von der Landschaft, dass ich viele Panoramen aus überlappenden Fotos aufgenommen habe. Das dauert lange und ist umständlich. Außerdem kann man keine bewegten Motive fotografieren“, erzählt Jonas Pfeil. Kreativ war der ehemalige Student der Technischen Informatik aber schon immer. Als Schüler nahm der heute 28-Jährige mehrmals am „Jugend forscht“-Wettbewerb teil. 2002 erreichte er sogar zusammen mit seinem Team den zweiten Platz mit der Navigation für einen autonomen Roboter. „GPS im Kinderzimmer“ hieß das Projekt.

Auf den ersten Blick sieht seine Wurfkamera wie ein grüner Schaumstoff-Fußball aus. Doch rundum sind 36 kleine Digitalkameras mit je zwei Megapixeln installiert. Am höchsten Punkt der Flugbahn lösen alle 36 gleichzeitig aus. Ein Beschleunigungssensor ermittelt diesen Punkt.

Übertragen werden die Bilder einfach per USB-Anschluss auf den PC. „Das Panoramabild wird durch eine besondere Software, eine sogenannte Stitching-Software, aus den Einzelbildern automatisch zusammengesetzt“, erläutert Kristian Hildebrand, der zusammen mit Jonas Pfeil an der Entwicklung der Kamera beteiligt war. So können Benutzer interaktiv die aufgenommene Umgebung vollständig erkunden. Doch auch der Spaß soll nicht zu kurz kommen: „Wir haben festgestellt, dass unsere Panoramawurfkamera die Fotografie um ein weiteres interessantes und spielerisches Element ergänzt“, so Kristian Hildebrand.

„Es ist natürlich derzeit nur ein Prototyp“, sagt Jonas Pfeil, „wir hoffen aber, dass wir sie weiter zur Marktreife entwickeln können und sie dann in den Handel kommt.“ So will Jonas Pfeil, der bereits ein Patent angemeldet hat, die Ballkamera noch handlicher machen, sie etwa auf Tennisballgröße schrumpfen lassen. Verhandlungen für eine Serienproduktion haben die jungen Erfinder schon aufgenommen. Etwa 100 Euro könnte diese neue Form, Urlaubsbilder zu schießen, dann kosten.

Interesse ist übrigens an der Wurfkamera nicht nur hierzulande vorhanden. Sie werde im Moment auf der ganzen Welt wahrgenommen, so der betreuende Professor Marc Alexa. „Ende des Jahres werden wir sie auf der ‚SIGGRAPH Asia‘ in Hongkong vorstellen, einer Konferenz und Ausstellung für Computer Graphics und interaktive Technik.“ (pp)

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