technologiewerte.de – MOOCblick Juli 2015

Spannende Themen, herausragende Dozenten und flexible Lernmöglichkeiten tragen zum wachsenden Erfolg der Massively Open Online Courses (MOOCs) bei – offene, internetgestützte Kurse mit einer Vielzahl an Teilnehmern rund um den Globus.

Folgender Kurs – zu finden auf der MOOC-Plattform edX – sollte einen Blick wert sein:

Making Biologic Medicines for Patients:
The Principles of Biopharmaceutical Manufacturing
Christopher Love (MIT)
Start: 14.07.2015 / Arbeitsaufwand: 18-30 Stunden

Externer Link: www.edx.org

Nano-Poren für bessere Radarsensoren

Presseaussendung der TU Wien vom 06.07.2015

Nanostrukturen, in die Oberfläche geätzt: Eine neue Bearbeitungstechnik der TU Wien verbessert die elektrischen Eigenschaften von Glaskeramik-Leiterplatten.

Man nimmt entspannt den Fuß vom Gaspedal, ein Radar-Sensor erkennt den Abstand zu den anderen Autos und passt die Geschwindigkeit intelligent an. Solche Technologien sorgen heute bereits für mehr Sicherheit im Straßenverkehr, ihre Verbreitung wird noch weiter zunehmen. Aus elektrotechnischer Sicht ist die Herstellung solcher Sensoren allerdings recht schwierig: Die Sensoren sollen mit sehr hohen Frequenzen arbeiten und trotzdem präzise und effizient funktionieren. An der TU Wien wurde nun eine neue Bearbeitungstechnik entwickelt, mit der man glaskeramische Leiterplatten ganz gezielt nanostrukturieren kann. Damit lassen sich Materialeigenschaften anpassen und das elektromagnetische Verhalten des Sensors wird deutlich verbessert.

Das Material beeinflusst die Strahlung

Die Antennen eines Radarsensors haben wenig mit den langen Metallstäben gemeinsam, die aus einem Radiogerät herausragen. Sensor-Antennen werden heute sehr klein gebaut und direkt auf die Leiterplatten aufgebracht. Die Leiterplatten selbst können beispielsweise aus spezieller Glaskeramik bestehen („Low Temperature Cofired Ceramics“, LTCC), die aus verschiedenen Schichten aufgebaut ist, zwischen denen  Leiterbahnen angebracht sein können. Auf der obersten Schicht befindet sich die Patch-Antenne.

„Die Abstrahlcharakteristik einer Antenne wird stark vom darunterliegenden Material beeinflusst“, erklärt Prof. Ulrich Schmid vom Institut für Sensor- und Aktuatorsysteme der TU Wien. Abhängig von den elektromagnetischen Eigenschaften der Leiterplatte kann das Material die Abstrahlung stören, es kann die ausgesendeten Wellen absorbieren und sich dabei im Extremfall so sehr aufheizen, dass Halbleiterchips in Mitleidenschaft gezogen werden. Besonders problematisch ist das im Hochfrequenzbereich: Radar-Sensoren von Autos arbeiten bei etwa 77 GHz, das hat einerseits technische Gründe, andererseits auch juristische: Dieser Frequenzbereich wurde gesetzlich für Radarsensoren im Straßenverkehr reserviert.

Um störende Materialeffekte zu verhindern hat man bereits versucht, die Glaskeramik der Leiterplatten mit organischen Materialien zu verbinden, doch das bringt wieder neue Probleme mit sich. „Übergänge zwischen unterschiedlichen Materialien sollte man eher vermeiden“, sagt Ulrich Schmid. Ganz besonders dann, wenn man es mit unterschiedlichen Materialgruppen zu tun hat, die sich bei Erwärmung unterschiedlich stark ausdehnen, sinkt die Lebensdauer des Radarsensors.

Der Trick mit den Nano-Poren

An der TU Wien suchte man daher nach einer Methode, die elektromagnetischen Eigenschaften der Leiterplatten ganz gezielt zu verändern, ohne dafür ein zusätzliches Material verwenden zu müssen. Die Glaskeramik besteht aus winzigen Körnchen, die durch Hitze „aneinandergebacken“ werden. Dabei entsteht Feldspat, der sich mit Säure wegätzen lässt – das restliche Substratmaterial bleibt übrig. Das Forschungsteam stellte fest, dass man das Glaskeramik-Material auf diese Weise mit einer komplizierten Porenstruktur im Nano-Maßstab versehen kann, wodurch sich lokal die Eigenschaften des Materials verändern.

Die Durchlässigkeit eines Materials für elektrische Felder wird als „elektrische Permittivität“ bezeichnet. „Vor der Säurebehandlung messen wir eine Permittivität von sieben bis acht – durch die Nanoporen sinkt die Permittivität um bis zu 30% – und das mit geringstem technologischem Aufwand und in konventionellen Tapesystemen, die gar nicht für diesen Ätzprozess hergestellt wurden. Das ist beachtlich“, sagt Dr. Achim Bittner. Bittner untersuchte diesen Effekt bereits vor mehreren Jahren, nun entwickelte sein Kollege Frank Steinhäußer in Zusammenarbeit mit der österreichischen Galvanik-Firma Happy Plating die Technik weiter und erzielte dabei sehr vielversprechende Ergebnisse. Die weiteren Herstellungsschritte für die Antennenplatine wurden von deutschen Partnern durchgeführt. So wurden die Glaskeramiken von der Firma MSE aus Material von der Fa. Kerafol gesintert. Die Hochfrequenzsimulationen sowie das Design der Antenne wurden an der Universität Erlangen-Nürnberg sowie von der Fa. Astyx durchgeführt.

Die neue Ätz-Technik kann man punktgenau einsetzen, sodass die Glaskeramik an unterschiedlichen Stellen unterschiedliche Eigenschaften erhält. Das kann beispielsweise bei Arrays aus mehreren Antennen sehr nützlich sein, die zusammengeschaltet werden, um eine elektromagnetische Welle in eine ganz bestimmte Richtung zu senden. Außerdem wird man die Technik in Zukunft als Diagnosemethode einsetzen, um mehr über das Verhalten des Glaskeramikmaterials zu erfahren und sie weiterhin grundlegend verbessern zu können. (Florian Aigner)

Externer Link: www.tuwien.ac.at

Passauer Team holt Gesamtsieg bei internationalem Verifikationswettbewerb

Pressemeldung der Universität Passau vom 02.07.2015

Gesamtsieg plus zwei Einzelsiege – so lautet die Erfolgsbilanz, mit der die Verifikationsforscher der Universität Passau von der International Competition on Software Verification zurückgekommen sind. Darüber hinaus erreichten die Passauer Forscher mit ihrem Verifikationswerkzeug „CPAchecker“ in den weiteren Kategorien drei zweite und zwei dritte Plätze und gewannen damit mit Abstand die meisten Medaillen unter den 22 teilnehmenden Teams aus aller Welt.

Die International Competition on Software Verification, die im Rahmen der Algorithmen-Konferenz TACAS stattfindet ist ein Wettbewerb, bei dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler darum wetteifern, in gegebenen Computerprogrammen Fehler zu finden oder aber deren Korrektheit zu beweisen. Ziel des Wettbewerbs ist es, den Fortschritt bei der Verifikation von Softwaresystemen anzutreiben. „Nie zuvor war die korrekte Funktion von Computerprogrammen so wichtig wie heute: Fast alle Bereiche des täglichen Lebens in der Gesellschaft und in der Wirtschaft sind von Computerprogrammen abhängig“, erklärt Prof. Dr. Dirk Beyer, der das Passauer Team leitet. „Jedoch macht jeder Mensch Fehler, auch Programmierer von Software. Enorm wichtig sind deshalb Computerprogramme zur Verifikation, also das automatisierte Finden von Fehlern in anderen Computerprogrammen. Dazu sind enorme Rechenkapazitäten erforderlich, und es geht letztendlich darum, mit schlauen Algorithmen die Bugs oder Beweise mit möglichst geringen Rechenressourcen zu berechnen.“

Die Passauer Gruppe hat sich mit dem Verifikationswerkzeug „CPAchecker“ beim diesjährigen Wettbewerb gegen die Konkurrenz aus 13 Ländern durchgesetzt und gehört damit weiterhin zu den renommiertesten Verifikationsgruppen weltweit. Zuletzt war die Gruppe mit der Gödel-Medaille der Österreichischen Kurt-Gödel-Gesellschaft für ihre Leistung ausgezeichnet worden. Prof. Dr. Dirk Beyer ist seit 2009 Inhaber des Lehrstuhls für Softwaresysteme, an dem kontinuierlich Beiträge zur Verbesserung der Softwarequalität geleistet werden.

Über CPAchecker

Das Verifikationswerkzeug CPAchecker wird in der Praxis angewendet, um Fehler im Linux-Kernel zu finden. Die Linux-Software findet auf zahlreichen Geräten Verbreitung, so zum Beispiel auf vielen Heim- oder Büro PCs, auf Servern in Rechenzentren, aber auch auf Netzwerk-Routern oder Android-Smartphones. Das Forschungsprojekt ist insbesondere auch für Passauer Informatik-Studierende interessant, weil Master-Studierende im Rahmen der vorlesungsbegleitenden Projekte zur Vorlesung Software-Verification oder als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl an den CPAchecker-Projekten mitarbeiten dürfen. (Katrina Jordan)

Externer Link: www.uni-passau.de

Impfstoffkandidat bald in klinischer Studie

Presseinformation der LMU München vom 17.06.2015

LMU-Forscher haben ihren Impfstoffkandidaten gegen das MERS-Coronavirus in einem präklinischen Test erfolgreich getestet. Nun ist eine klinische Studie in Planung.

Bislang gibt es keine vorbeugende Impfung gegen das Middle East Respiratory Syndrom Coronavirus (kurz: MERS-CoV), mit dem sich in jüngster Zeit mehr als 150 Menschen in Südkorea infiziert haben und das tödliche Krankheitsverläufe verursachen kann. Forscher um Professor Gerd Sutter, Inhaber des Lehrstuhls für Virologie am Institut für Infektionsmedizin und Zoonosen der LMU, haben bereits vor zwei Jahren einen möglichen Impfstoffkandidaten entwickelt. Nun haben sie seine Wirksamkeit in einem weiteren präklinischen Test nachgewiesen – die Voraussetzung, um seine Verträglichkeit am Menschen zu überprüfen. Über ihre jüngsten Ergebnisse berichten die LMU-Virologen aktuell in der Fachzeitschrift Journal of Virology.

Der Impfstoffkandidat MVA-MERS-S wurde von dem Team um Sutter in Zusammenarbeit mit Forschern der Philipps-Universität Marburg und des Erasmus Medical Center Rotterdam auf Basis des Modifizierten Vacciniavirus Ankara (MVA) entwickelt. Die Impfviren MVA sind molekularbiologisch so modifiziert, dass Proteine von Krankheitserregern als Impfantigene hergestellt werden können. Dabei wurde die genetische Information des Krankheitserregers, in diesem Fall also des Coronavirus, in das Genom der MVA-Viren geschleust.

Sicher in der Wirkung

„Wir konnten nun erstmals im Mausmodell die Wirksamkeit unseres MVA-MERS-S Impfstoffkandidaten gegen MERS-CoV-Belastungsinfektionen zeigen“, sagt Dr. Asisa Volz vom Lehrstuhl für Virologie. Zuvor hatten die Forscher die Immunogenität bereits in Zellkulturen nachgewiesen: Er sorgt dafür, dass sich ausreichend MERS-CoV neutralisierende Antikörper bilden.

In dem aktuell im Journal of Virology veröffentlichten Test wurden gentechnisch veränderte Mäuse, die für das Coronavirus empfänglich sind, mit MVA-MERS-S geimpft. Bei den geimpften Mäusen, die mit einer hohen Dosis des MERS-CoV infiziert wurden, war die Virenkonzentration verglichen mit nicht geimpften Tieren deutlich reduziert. „Dieser Test zeigt, wie sicher und effektiv unser Impfstoffkandidat ist. Es besteht keine Gefahr, dass sich durch die angeregte Immunantwort die Infektion mit dem Coronavirus noch verstärken könnte“, sagt Gerd Sutter.

Der Impfstoffkandidat MVA-MERS-S erfüllt damit inzwischen wichtige Voraussetzungen, um im Rahmen einer klinische Studie erstmals am Menschen getestet zu werden. Das Projekt „GMP manufacture and Phase I clinical investigation of MVA-MERS-S, an experimental prophylactic vaccine against the Middle East Respiratory Virus Syndrome” wird nun am Deutschen Zentrum für Infektionsforschung unter der Leitung von Gerd Sutter durchgeführt; Mittel in Höhe von knapp 1,5 Millionen Euro sind bereits zugesagt.

Das MERS-CoV verursacht grippeähnliche Krankheitsverläufe, die zum Tod führen können. Es ist seit dem Jahr 2012 bekannt und trat zunächst im saudi-arabischen Raum auf. Der aktuelle MERS-Ausbruch in Südkorea ist die bislang größte registrierte Infektionswelle außerhalb des Nahen Ostens. Er geht auf einen Patienten zurück, der zuvor mehrere Länder auf der arabischen Halbinsel bereist hat. Auch in Deutschland wurden in den vergangenen Jahren Patienten mit einer MERS-Infektion behandelt, die diese von Reisen im Nahen Osten mitgebracht hatten. (nh)

Publikation:
Journal of Virology, Mai 2015

Externer Link: www.uni-muenchen.de