Wasserspalter mit Doppelrolle

Presseinformation der Max-Planck-Gesellschaft vom 20.01.2009

Mit Sonnenlicht und einem altbekannten Kunststoff lässt sich aus Wasser Wasserstoff produzieren

Wasserstoff ist ein Hoffnungsträger, der Probleme macht. Er ist energiereich, sauber und, in seiner Verbindung mit Wasser, quasi unbegrenzt verfügbar. Bislang aber ist schwer an ihn heranzukommen: Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung haben jetzt einen Weg gefunden, auf dem sich Wasserstoff einfach und kostengünstig herstellen lässt. Sie gewinnen den Energieträger aus Wasser, indem sie es mit Sonnenlicht bestrahlen und dabei einen Kohlenstoffnitrid als preiswerten Photokatalysator einsetzen. Bislang waren für solche Reaktion immer anorganische Halbleiter in Kombination mit teuren Edelmetallen wie Platin nötig. (Nature Materials, Januar 2009)

Wasserstoff wird als der Energieträger der Zukunft angesehen. In einem Kilogramm Wasserstoff steckt etwa dreimal soviel Energie wie in einem Kilogramm Erdöl. Zudem entstehen keine Schadstoffe, sondern ausschließlich Wasser, wenn man beispielsweise in Brennstoffzellen Energie aus ihm gewinnt. Wasserstoff kommt auf der Erde jedoch nur in Form von Verbindungen, wie eben Wasser, vor. Um mit ihm Energie zu erzeugen, braucht man Wasserstoff in seiner reinen Form – und zwar bestenfalls mit regenerativen Energiequellen wie etwa Sonnenlicht produziert.

Wissenschaftlern am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung ist jetzt ein Schritt in diese Richtung gelungen – und zwar ausgerechnet mit einem der ältesten künstlichen Polymere, das Chemiker kennen. Sie haben ein Kohlenstoffnitrid, das Justus Liebig schon 1834 erstmals herstellte und Melon nannte, genutzt, um Wasserstoff aus Wasser mit Hilfe des Sonnenlichtes zu erzeugen. „Das Besondere an Kohlenstoffnitrid ist, dass es in Wasser selbst bei extrem sauren und basischen Bedingungen stabil ist. Außerdem kann es sehr einfach und kostengünstig hergestellt werden“, erklärt Xinchen Wang, dessen Arbeitsgruppe die Experimente in Zusammenarbeit mit der Universität Tokio und der Fuzhou Universität in China vorgenommen hat.

Das Kohlenstoffnitrid nutzt das Sonnenlicht, um Wasserstoff aus dem Wasser herauszulösen. Eine Substanz, die Chemiker als Opferreagenz bezeichnen, nimmt dabei den Sauerstoff des Wassers auf. Der Clou: Die Potsdamer Chemiker können auf Edelmetalle wie etwa Platin verzichten. In herkömmlichen Prozessen sind diese – neben einem Halbleiter als Antenne für das Sonnenlicht – nötig, um die Wasserstoffproduktion zu katalysieren. Das Kohlenstoffnitrid erledigt nun beide Aufgaben zugleich, und das als besonders stabiler organischer Halbleiter, der sich einfacher herstellen lässt als die üblicherweise verwendeten anorganischen Stoffe.

Aus dem Reaktionsgefäß der Potsdamer Forscher sprudelten allerdings pro Stunde nur vier Mikromol Wasserstoff. „Unsere Ausbeute ist damit zwar nicht so hoch wie in den etablierten Verfahren“, sagt Xinchen Wang: „Aber wir haben gezeigt, dass sich Wasserstoff prinzipiell nur mit einer einzigen organischen Substanz als Hilfsmittel herstellen lässt.“ Wenn die Forscher die üblichen Mengen Platin als Katalysator zusetzten, stieg die Ausbeute deutlich – und zwar um das siebenfache. Damit ist zu den existierenden Verfahren jedoch nicht viel gewonnen, da diese mit ähnlichen Mengen von Edelmetallen als Katalysatoren arbeiten. Deshalb versuchen Wang und seine Mitarbeiter nun, die Effizienz des Kohlenstoffnitrids zu steigern, indem sie dessen aktive Oberfläche vergrößern.

„Für technische Anwendungen wäre es optimal, wenn wir Wasser in einem Schritt in Wasserstoff und elementaren Sauerstoff zerlegen könnten“, erklärt Wang. Dann kämen die Chemiker ohne Opferreagenz aus, das bislang den Sauerstoff aufnimmt. Das hieße aber, sie müssten den Sauerstoff oxidieren, wie es Pflanzen in der Photosynthese können. Auch das sollte mit Kohlenstoffnitrid als einzigem Hilfsmittel möglich sein, wie Berechnungen der Forscher ergeben haben. In Experimenten brauchen sie dafür bislang aber noch einen zusätzlichen Katalysator.

Nun arbeiten die Wissenschaftler um Wang daran, die Produktion von Wasserstoff und Sauerstoff in einem geeigneten Aufbau zu kombinieren. Gelingt ihnen dies, ist die Wasserspaltung perfekt und Wasserstoff seiner Rolle als wichtiger Energieträger der Zukunft ein Stück näher. (PH/NV)

Originalveröffentlichung:
Xinchen Wang, Kazuhiko Maeda, Arne Thomas, Kazuhiro Takanabe, Gang Xin, Johan M. Carlsson, Kazunari Domen, Markus Antonietti
A metal-free, polymeric photocatalyst for hydrogen production from water under visible light
Nature Materials, 2009, 8, 76-80

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Zweiter Emmy für den Videostandard H.264

Presseinformation der Fraunhofer-Gesellschaft vom 09.01.2009

Für die Entwicklung des Videostandards H.264/MPEG4-AVC hat das Joint Video Team den Technology & Engineering Emmy® AWARD in der Kategorie »Daytime« erhalten. Bereits im vorherigen Jahr wurde der Standard mit dem Technik- Emmy in der Kategorie »Primetime« ausgezeichnet. Damit hat der Fraunhofer-Wissenschaftler Thomas Wiegand seinen zweiten Emmy erhalten. Die Entwickler von H.264/MPEG4-AVC sind die einzigen, die mit zwei Emmys in unterschiedlichen Kategorien ausgezeichnet wurden.

Mobiles Fernsehen, hochauflösendes TV, Filme auf DVD, Videos auf dem Handy – erst Videokomprimierung macht es möglich. Besonders effizient arbeitet der Standard ITU-T Recommendation H.264 / ISO/IEC 14496-10 AVC, kurz H.264. Das Verfahren reduziert die für die Übertragung eines Videos erforderliche Datenrate um mehr als die Hälfte – und das bei gleicher Qualität.

Auf der International Consumer Electronics Show in Las Vegas hat die National Academy of Television Arts & Sciences (NATAS) die Entwickler des Standards mit dem Technology & Engineering Emmy® Award 2009 geehrt. Den Preis nahmen die Leiter des Joint Video Teams, Thomas Wiegand (Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut HHI), Gary J. Sullivan (Microsoft), Ajay K. Luthra (Motorola) und Jens-Rainer Ohm (RWTH Aachen) entgegen. Das Joint Video Team wird von der International Telecommunications Union ITU, der International Organisation for Standardization ISO und der International Electrotechnical Commission IEC getragen.

Der Emmy ist der bedeutendste Fernsehpreis der USA. Der Preis wird von drei Origanisationen verliehen. Die NATAS vergibt die Auszeichnungen für tagsüber gesendete Filme und Beiträge sowie Sport und Nachrichten und für technische Kategorien. Sendungen des Abendprogramms würdigt die Amerikanische Fernsehakademie (Academy of Television Arts & Sciences, ATAS) in Los Angeles. Ausländische TV-Beiträge werden von der International Academy of Television Arts & Sciences in New York geehrt.

Der jetzt verliehene Preis ist bereits die zweite Emmy-Auszeichung für den Videostandard. Im Vorjahr hatte die Amerikanische Fernsehakademie H.264 in Hollywood mit einem Preis geehrt – dem Primetime Emmy für Technology & Engineering. Nun konnte sich Prof. Dr. Thomas Wiegand über seinen zweiten Emmy freuen. Der Fraunhofer-Wissenschaftler hat als Editor umfangreiche H.264-Spezifikationen verfasst und gemeinsam mit seinem Team am HHI auch erheblich zum technischen Inhalt von H.264 beigetragen. Viele der Arbeiten am HHI wurden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

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Bayerische Cluster-Offensive stärkt die Wirtschaft

Presseinformation der Fraunhofer-Gesellschaft vom 11.12.2008 

Die 19 bayerischen Cluster stärken die Wettbewerbsfähigkeit der beteiligten Unternehmen. Dies belegt eine Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI im Auftrag des Bayerischen Wirtschaftsministeriums.

Ohne neue Produkte und Dienstleistungen gibt es kein Wachstum. Neues entsteht nur da, wo unterschiedliche Ideen zusammen finden. Der beschleunigte globale Wettbewerb zwingt Unternehmen dazu, das Innovationstempo deutlich zu erhöhen. Eine effektive Möglichkeit dieser Herausforderung zu begegnen, ist die enge Vernetzung in Innovationsclustern. Zusammenarbeit und Bündelung von Kompetenzen eröffnen neue Anwendungsgebiete und Marktchancen. Um Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in Bayern auszubauen, hat das Bayerische Wirtschaftsministerium im Februar 2006 die Cluster-Offensive gestartet. Seither arbeiten 19 Innovationscluster auf Gebieten, die für die bayerische Wirtschaft eine besondere Relevanz haben, wie Umwelttechnologie, Neue Werkstoffe, Luft- und Raumfahrt. Die Zwischenevaluation des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI zeigt, welche positiven Wirkungen schon jetzt feststellbar sind.

Wirtschaftsminister Martin Zeil erklärt: »Die Studie bestätigt, dass gerade kleine und mittlere Unternehmen durch die Clusterarbeit verstärkt mit Forschungsinstituten zusammenarbeiten. Für solche Betriebe ist Forschung und Entwicklung sonst nur schwer zugänglich. Mit der Cluster-Offensive erreichen wir mehr Kooperationen.« Der Freistaat unterstützt diese Kooperationsplattformen mit 45 Millionen Euro für die Dauer von fünf Jahren. Aus dem Zukunftsprogramm »Bayern 2020« setzt Bayern zusätzliche Mittel von rund 30 Millionen Euro für einzelne Forschungsvorhaben ein. Damit soll der Wirtschafts- und Forschungsstandort Bayern gestärkt und das Technologie- und Innovationsmanagement aller Partner nachhaltig verbessert werden. Die Cluster bauen die regionalen Kompetenzen auf und sollen dazu beitragen, Wachstum zu sichern und Arbeitsplätze zu schaffen.

Dr. Alfred Gossner, Finanzvorstand der Fraunhofer-Gesellschaft, fasst die Ergebnisse der empirischen ISI-Studie zusammen. »Die überwiegende Mehrzahl der Cluster hat bereits Impulse gesetzt und neue Strukturen geschaffen. Schon nach eineinhalb Jahren bestätigt fast ein Drittel der Akteure eine positive Wirkung der Cluster-Offensive in den wichtigsten Zukunftsbranchen.« Durch den lebendigen Austausch profitieren die Beteiligten. So berichten 34 Prozent der befragten Unternehmen von deutlich engeren Kooperationen mit anderen Firmen, weitere 30 Prozent von verbesserten Kooperationsbeziehungen mit wissenschaftlichen Partnern. Die Forscher betonen in der Zwischenevaluation die Bedeutung der thematischen Vielfalt der Netzwerke. Denn Innovationen entstehen vor allem an den Schnittstellen der klassischen Disziplinen. Mittelständische Unternehmen haben sich neue Wege eröffnet. Manche hatten bisher wenig Kontakt zu Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Wichtig sei auch, dass die Plattformen offen sind für weitere Partner.

Erfolgsfaktoren sind übersichtliche und transparente Strukturen und ein ausgewogener Mix aus wissenschaftlichen Einrichtungen und unterschiedlichen Firmen. Weitere Verbesserungen lassen sich beispielsweise durch eine klare Strategie, frühzeitige Kommunikation über weitere Planungen oder eindeutige Ziel- und Leistungskriterien erreichen.

Die Potenziale können noch besser ausgeschöpft werden, wenn sowohl die Zusammenarbeit der Cluster untereinander intensiviert als auch innerhalb der Cluster maßgeschneiderte Projekte gefördert werden. Deshalb empfehlen die Experten im Zwischenbericht eine längerfristige Finanzierung der Clusterpolitik über die derzeit vereinbarten fünf Jahre hinaus, um mindestens zwei weitere Jahre.

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